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CanG: Verbände fordern EU-weite Stärkung des Nutzhanfanbaus

Der Deutsche Bauernverband (DBV), der Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW) und das Nutzhanf-Netzwerk (NHN) haben mit einem gemeinsamen Schreiben an die Europäische Union appelliert. Ziel des Schreibens ist die Forderung nach einer Stärkung des Nutzhanfsektors.

In der gemeinsamen Erklärung wurden drei Vorschläge formuliert, die in der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) umgesetzt werden sollen:

  1. Rechtliche Klarstellung zur Nutzung aller Pflanzenteile von Hanf und die Schaffung von Vermarktungsstandards in der Gemeinsamen Marktorganisation
  2. Definition von Hanf durch die Festlegung eines THC-Grenzwerts von 0,5 Prozent für die Sortenzulassung
  3. Reduzierung aufwendiger Feldkontrollen durch den Einsatz von Satellitenüberwachung und verpflichtende Anbaumeldungen

Hanf als nachhaltige Kulturpflanze mit wirtschaftlichem Potenzial

Industrieller Hanf bietet ein großes landwirtschaftliches Potenzial und trägt zur Bodenverbesserung bei. Die Pflanze durchwurzelt den Boden tief, spendet durch ihre großen Blätter Schatten und erhält so die Bodenfeuchtigkeit. Zudem ist der Einsatz von Pestiziden bisher nicht erforderlich. Dank seiner Vielseitigkeit kann Hanf in verschiedenen Bereichen genutzt werden, darunter Textilien, Baustoffe, Papier, Biokunststoffe, Kosmetika und Hautpflegeprodukte.

Trotz dieser Vorteile unterliegt der Anbau von Industriehanf strengen und oft komplexen Vorschriften. In Deutschland sind sowohl Anbau als auch Ernte genehmigungspflichtig und die Blüte der Pflanze muss den Behörden gemeldet werden. Die Verbände fordern eine Vereinfachung dieser Prozesse und eine einheitliche rechtliche Handhabung innerhalb der EU.

Klarstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen

Obwohl der Europäische Gerichtshof bereits die Legalität von Hanf als Agrarpflanze bestätigt hat, bestehen in vielen Mitgliedstaaten weiterhin Unsicherheiten. Insbesondere die Nutzung von Hanfblüten ist rechtlich uneinheitlich geregelt, was zu wirtschaftlichen Unsicherheiten für Landwirte führt. Die Verbände plädieren für eine eindeutige Regelung in der GAP, die die Nutzung aller Pflanzenteile erlaubt und die Einführung von Vermarktungsstandards ermöglicht.

Festlegung eines einheitlichen THC-Grenzwerts

Derzeit gibt es keine einheitliche Definition von Hanf innerhalb der EU. Während viele Länder einen THC-Grenzwert von 0,3 Prozent festgelegt haben, erlauben einige Staaten, wie die Tschechische Republik, bis zu 1 Prozent. Die Verbände schlagen daher vor, den Grenzwert für die Sortenzulassung auf 0,5 Prozent festzulegen. Dies würde nicht nur regulatorische Klarheit schaffen, sondern auch den Bürokratieaufwand reduzieren, da jährliche THC-Kontrollen dann überflüssig wären.

Effizientere Kontrollen durch moderne Technologien

Die derzeit erforderlichen physischen Feldkontrollen sind kostenintensiv und aufwendig. Die Einführung von Satellitenüberwachung könnte eine effizientere Alternative bieten und die Kontrollprozesse für Landwirte sowie Behörden vereinfachen. Zudem fordern die Verbände eine verpflichtende Meldung des Hanfanbaus, unabhängig davon, ob Direktzahlungen beantragt werden oder nicht.

Fazit

Die vorgeschlagenen Maßnahmen würden den Anbau von Industriehanf erleichtern und dessen wirtschaftliches Potenzial besser ausschöpfen. Hanf kann durch seine positiven Auswirkungen auf Bodenqualität, Biodiversität und CO2-Bindung einen wesentlichen Beitrag zu den Zielen des European Green Deal und der „Farm to Fork“-Strategie der EU leisten. Der DBV, der BvCW und das NHN rufen die politischen Entscheidungsträger dazu auf, diese Reformen zu unterstützen und damit die Zukunft der nachhaltigen Landwirtschaft in Europa zu sichern.

Quelle: Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW)
Bild: Christian Lue /unsplash