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CanG: Studie zu privatem Cannabiseigenanbau in Deutschland

Ein Forschungsteam um Dr. Mira Lehberger und Prof. Dr. Kai Sparke vom Fachbereich Gartenbauökonomie der Hochschule Geisenheim hat im Dezember 2024 eine umfangreiche Online-Studie zum privaten Eigenanbau von Cannabis in Deutschland durchgeführt. Nun liegen die Ergebnisse vor – und zeichnen ein differenziertes Bild zur gesellschaftlichen Haltung, Praxis und Problematik des legalen Anbaus.

Hohe Zustimmung, aber auch Unsicherheit

Die bundesweit angelegte Befragung von 1.500 Erwachsenen zeigt: Der legale Eigenanbau von Cannabis findet deutliche Zustimmung – 47 Prozent der Teilnehmenden befürworten die neue Regelung, während 34,6 Prozent sie ablehnen. 18,5 Prozent sind noch unentschlossen. Eine Mehrheit der Befragten sieht zudem positive Auswirkungen auf die Reduktion illegaler Aktivitäten (46,3 Prozent Zustimmung) sowie auf Qualitätskontrolle (44 Prozent) und Nachhaltigkeit (41,1 Prozent). Konsumierende und erfahrene Hobbygärtner äußern sich durchweg positiver als Nichtkonsumenten.

Eigenanbau in der Praxis: Wer, wie, wo?

Etwa zehn Prozent der Befragten haben bereits Cannabis angebaut – meist jüngere, tendenziell männliche Personen. Elf Prozent ohne bisherige Anbauerfahrung können sich dies künftig vorstellen. Die Erhebung zeigt, dass der Anbau sowohl innen als auch außen stattfindet, mit einem Median von drei Pflanzen pro Haushalt. Doch nicht alle halten sich an gesetzliche Vorgaben: Rund 25 Prozent bauen mehr als die erlaubten drei Pflanzen an. Die durchschnittliche Erntemenge pro Pflanze liegt bei 25 Gramm, doch rund 60 Prozent der Anbauer übersteigen damit die erlaubte Lagergrenze von 50 Gramm deutlich.

Zufriedenheit und Herausforderungen beim Anbau

Mehr als die Hälfte der Hobbyanbauer ist zufrieden mit Menge und Qualität der eigenen Ernte – ein Wert, der vergleichbar mit dem Eigenanbau von Lebensmitteln ist. Die wichtigsten Herausforderungen sehen die Befragten bei den Umgebungsbedingungen (z. B. Licht, Temperatur), Pflegeaufwand und Ausstattungskosten. Saatgut und Zubehör werden überwiegend online bezogen, vor allem über spezialisierte Händler. Die durchschnittlichen Anbaukosten liegen bei etwa 30 Euro pro Pflanze bzw. 1 Euro pro Gramm – deutlich günstiger als Schwarzmarktpreise oder medizinisches Cannabis aus der Apotheke.

Zwischen Legalität und Realität: Gesetzliche Vorgaben greifen oft nicht

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Die gesetzlichen Regelungen zum Eigenanbau stimmen oft nicht mit der praktischen Realität überein. Viele Anbauer erzeugen mehr Cannabis, als sie legal lagern dürfen – und sehen sich gezwungen, Überschüsse zu entsorgen, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Studienleiterin Dr. Mira Lehberger sagt dazu: „Die Daten deuten darauf hin, dass die gesetzlichen Regelungen derzeit nicht gut mit der Realität im Hobbyanbau übereinstimmen. Es besteht die Gefahr, dass selbst regelkonform agierende Bürger unbeabsichtigt gegen das Gesetz verstoßen.“

Forderung nach gesetzlicher Nachjustierung

Die Studienautoren sprechen sich daher für eine Anpassung der gesetzlichen Vorgaben aus. Konkret schlagen sie vor, die Lagergrenze deutlich zu erhöhen oder ganz abzuschaffen. Auch eine gesetzlich geregelte Möglichkeit zur Weitergabe von Überschüssen – etwa in Form von Geschenken an andere Erwachsene – wäre aus Sicht der Forschenden sinnvoll und würde dem Ziel dienen, den Schwarzmarkt weiter zurückzudrängen.

Fazit: Der Eigenanbau ist angekommen – nun braucht es praktikable Gesetze

Die Geisenheimer Studie liefert erste fundierte Einblicke in ein bislang wenig erforschtes Feld und zeigt: Der Eigenanbau von Cannabis ist in Deutschland längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen – quer durch Alter, Geschlecht und Region. Die hohe Zufriedenheit der Hobbygärtner, gepaart mit den aktuellen rechtlichen Hürden, macht deutlich: Wenn der Eigenanbau ein echter Bestandteil einer legalen und nachhaltigen Cannabispolitik werden soll, muss der Gesetzgeber die Realität stärker berücksichtigen.

Quelle: Deutscher Hanfverband
Bild: jakub zerdzicki/ unsplash