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CanG: Erste Bilanz nach Cannabis-Teilliberalisierung

100 Tage nach der Teillegalisierung von Cannabis wird es Zeit für eine erste Bilanz. Die zieht Christiane Neubaur, Geschäftsführerin des Verbands der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA). Neubaur berichtet im Interview mit der Pharmazeutischen Zeitung, dass die Teillegalisierung viele Apothekeninhaber dazu motiviert hat, sich an der Versorgung mit medizinischem Cannabis zu beteiligen. Für Neubaur sind viele Patienten auf verlässliche Ansprechpartner vor Ort angewiesen und deshalb solle man die Cannabisversorgung nicht nur Online-Apotheken überlassen werden.

Bekanntheit und Akzeptanz gestiegen

Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis ist gestiegen, was Neubaur auf die erhöhte Bekanntheit und Akzeptanz durch die Teillegalisierung zurückführt. Sie sieht jedoch auch Risiken: ‚‚Für Online-Ärztinnen und -Ärzte gelten die gleichen Anforderungen und Vorschriften wie für alle Ärzte. Sie müssen eine Anamnese machen und sollten vor der Erstverschreibung den Patienten gesehen haben. Bei Verdacht auf Missbrauch sollten wir auf jeden Fall Rücksprache mit dem Arzt halten.‘‘ Damit verbunden wünscht sich Neubaur mehr Aufklärung und Fortbildung für Ärzte, um die Verordnung von medizinischem Cannabis zu erleichtern.

Keine Probleme mit E-Rezepten

Nach Neubaur hat die Teillegalisierung von Cannabis einiges für die Apotheker vereinfacht. So zum Beispiel die Lagerung. Apotheken müssen Cannabis nicht mehr im Tresor aufbewahren, und die strenge Dokumentationspflicht für Betäubungsmittel entfällt. Dennoch bleibt medizinisches Cannabis ein Rezepturarzneimittel, und Apotheken müssen weiterhin gründliche Identitäts- und Plausibilitätsprüfungen durchführen. Ein signifikanter Wandel zeigt sich auch in der Art der Verordnungen. Der Anteil der Privatrezepte ist stark gestiegen, während Verordnungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung zurückgegangen sind. Neubaur führt dies auf die zunehmende Nutzung von Telemedizinplattformen und die strikten Genehmigungsverfahren der Krankenkassen zurück. Ein weiteres Problem war die Einführung von E-Rezepten für medizinisches Cannabis im April. Die der Einlösung dieser Rezepte verursachte Probleme, da die Warenwirtschaftssysteme nicht darauf eingestellt waren. Neubaur versichert jedoch, dass sich diese Schwierigkeiten mittlerweile gelöst haben und Apotheken keine Probleme mehr beim Abruf der E-Rezepte haben.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
Bild: Budding/ unsplash