Search and Hit Enter

BvCW: Ein Jahr Cannabisgesetz: Branchenverband zieht positive Zwischenbilanz

Ein Jahr nach Inkrafttreten des Cannabisgesetzes (CanG) am 1. April 2024 zieht der Branchenverband Cannabiswirtschaft e. V. (BvCW) gemeinsam mit dem Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e. V. (BPC) eine positive Zwischenbilanz. Das Gesetz, das unter anderem den privaten Eigenanbau, den Besitz kleiner Mengen und den Betrieb von Anbauvereinigungen legalisierte, zeige bereits deutliche Wirkungen in Wirtschaft, Versorgung und Gesellschaft.

Eigenanbau boomt – Zubehör wochenlang ausverkauft

Seit der Teillegalisierung verzeichnete die Branche einen regelrechten Boom: Produkte für den privaten Anbau – darunter Samen, Dünger, Leuchten und Anbauzelte – waren teils über Wochen vergriffen. Laut einer repräsentativen Umfrage planen rund elf Prozent der Bevölkerung, Cannabis künftig selbst anzubauen. Seit dem 1. Juli 2024 sind auch Anbauvereinigungen mit bis zu 500 Mitgliedern erlaubt. Aktuell sind bereits mindestens 133 Clubs genehmigt, mehr als 400 weitere Anträge befinden sich in Bearbeitung.

Wirtschaftswachstum und Investitionen

Die deutsche Cannabisbranche erwartet 2025 einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Über 100 Millionen Euro an Investitionen flossen bereits aus dem Ausland in den Markt. Besonders der Medizinalcannabissektor profitierte: Allein 2024 wurden rund 240 Millionen Euro in diesen Bereich investiert – ein Großteil der insgesamt rund 300 Millionen Euro für die gesamte Branche.

Antonia Menzel, Vorstandsvorsitzende des BPC, erklärt:
„Die erheblichen Investitionen in den medizinischen Cannabisbereich unterstreichen die wachsende Bedeutung dieses Sektors für die nachhaltige Gesundheitsversorgung in Deutschland. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der Patientenversorgung mit qualitätsgesicherten Cannabinoidarzneimitteln.“

Gesundheitsschutz durch Regulierung

Mit dem neuen Gesetz wurde nicht nur der Schwarzmarkt zunehmend zurückgedrängt, sondern auch die Grundlage für besseren Verbraucherschutz und einen kontrollierten Zugang gelegt. Michael Greif, Geschäftsführer des BvCW, betont: „Die Kriminalisierung des Konsums hat sich als gescheitert erwiesen. Die Reform ermöglicht nun einen regulierten Markt mit Alters- und Qualitätskontrollen – ein wichtiger Schritt für den Gesundheitsschutz.“

Modellprojekte zur Abgabe von Genusscannabis stehen aus

Zwar wurde noch keine vollständige Legalisierung umgesetzt, doch sieht das Gesetz wissenschaftliche Modellprojekte zur regulierten Abgabe von Cannabis vor. Zahlreiche Kommunen und Länder haben bereits Interesse signalisiert. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurde im Dezember 2024 zur zuständigen Behörde benannt. Der BvCW unterstützt Antragsteller mit einer eigens entwickelten Checkliste – bislang erfolgte jedoch noch keine Genehmigung.

Forderung nach weiteren Reformschritten

Dirk Heitepriem, Präsident des BvCW, zieht ein klares Fazit: „Die Teil-Legalisierung von Cannabis ist ein Paradigmenwechsel. Sie hat wirtschaftliche Impulse gesetzt, die Versorgung von Patientinnen und Patienten verbessert, den Verbraucherschutz gestärkt und neue Forschungsmöglichkeiten eröffnet. Nun ist es an der Zeit, die sogenannte ‚Rauschklausel‘ für Nutzhanf abzuschaffen und Modellprojekte endlich zu genehmigen.“

Quelle: Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V. (BvCW)
Bild: Rick Proctor/ unsplash