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TITK: Hanf als nachhaltige Alternative für die Textilindustrie

Im thüringischen Zeulenroda-Triebes und Rudolstadt wird an einer Lösung für die nachhaltige Zukunft der Textilindustrie gearbeitet. Mit innovativen Ansätzen und regionalen Ressourcen entwickeln Forscher und Unternehmen gemeinsam Technologien, die den ökologischen Fußabdruck der Modebranche reduzieren könnten – eine Branche, die weltweit etwa zehn Prozent der CO₂-Emissionen verursacht.

Hanf: Eine nachhaltige Alternative zu Baumwolle

Seit 2016 erforschen das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) in Rudolstadt und die Pahren Agrar GmbH das Potenzial der Hanfpflanze. Laut den Forschern bietet Hanf viele ökologische Vorteile: Er wächst schnell, benötigt keine Bewässerung, ist schädlingsresistent und verbessert den Boden durch sein Wurzelwerk. Das Ziel der Forschung ist es, Hanf als Alternative zu Baumwolle zu etablieren, deren Herstellung große Mengen Wasser verbraucht und die Umwelt stark belastet.

Die Forscher am TITK haben die Zellulosefaser „Lyohemp“, eine recycelbare Textilfaser aus Hanf entwickelt. Diese Faser erfüllt hohe Qualitätsanforderungen und könnte dazu beitragen, die Textilproduktion nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig ist sie vielseitig einsetzbar. So ist es beispielsweise gelungen, die Faser mit Zusätzen wie Vitamin E zu funktionalisieren, was neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet.

Nachhaltige Produktion aus Thüringen

Im Zentrum der Innovation steht die Hanfstrohaufschlussanlage der Pahren Agrar GmbH in Zeulenroda-Triebes. Hier werden Hanffasern mit hoher Reinheit hergestellt – ein wesentlicher Schritt für die Weiterverarbeitung zu Textilfasern. Die Anlage arbeitet CO₂-neutral, unterstützt durch eine eigene Solaranlage und spezielle Technologien zur Fasertrennung. Benjamin Redlingshöfer, Leiter des TITK, sieht großes Potenzial in der Hanffaser für die Textilindustrie: „Die EU-Textilverordnung verpflichtet uns, bis 2030 alle Textilien recyclingfähig zu machen. Hanf ist eine natürliche, umweltschonende Alternative, die neue Möglichkeiten für die Branche eröffnet.“

Demonstrations- und Innovationszentrum DICE gestartet

Um die Entwicklung nachhaltiger Textilien weiter voranzutreiben, wurde im August 2024 das Demonstrations- und Innovationszentrum für Textile Kreislaufwirtschaft (DICE) ins Leben gerufen. Dieses wird durch den Freistaat Thüringen gefördert und findet breite Unterstützung aus der Industrie. Über 60 Unternehmen aus dem In- und Ausland haben bereits ihre Zusammenarbeit zugesagt. Ziel des Zentrums ist es, innovative Technologien zu entwickeln, die eine geschlossene Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie ermöglichen.

Regionale Perspektiven und globale Bedeutung

Die nachhaltige Nutzung von Hanf bietet nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch Chancen für die regionale Wirtschaft. Durch die Renaturierung von stillgelegten Flächen, etwa ehemaligen Tagebaugebieten, könnten neue Hanfplantagen entstehen. Dies würde nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch Arbeitsplätze in Thüringen schaffen. „Thüringen verfügt über das notwendige Know-how und die Ingenieurskompetenz, um eine führende Rolle in der nachhaltigen Textilproduktion einzunehmen“, betont Redlingshöfer.

Quelle: das-ist-thueringen.de
Bild: Kaoru Yamaoka / Pixabay