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CanG: Ungewissheit durch Regierungswechsel

Am diesjährigen 420-Feiertag, der weltweit als Symboltag der Cannabis-Kultur gilt, stand die deutsche Cannabisbranche im Spannungsfeld zwischen politischen Unsicherheiten und wirtschaftlichem Aufschwung. Wie die Deutsche Apotheker Zeitung berichtete, herrschte, nachdem im Vorjahr noch die frisch eingeführte Teillegalisierung gefeiert wurde, in diesem Jahr insbesondere unter Genusskonsumenten und Patienten mit Medizinalcannabis Unruhe.

CDU und CSU hatten im Bundestagswahlkampf angekündigt, das neue Konsumcannabisgesetz rückgängig zu machen. Zwar findet sich diese Forderung nicht im aktuellen Koalitionsvertrag, jedoch soll im Herbst eine „ergebnisoffene Evaluierung“ erfolgen – mit offenem Ausgang. Eine Rückabwicklung des Gesetzes würde insbesondere die florierende Medizinalcannabisindustrie hart treffen, die derzeit vom gestiegenen Bedarf profitiert.

Medizinalcannabis auf Wachstumskurs

Angesichts bürokratischer Hürden für Cannabis-Anbauvereinigungen verlagert sich die Nachfrage zunehmend in den Bereich des medizinischen Markts. Über digitale Rezeptportale ist der Zugang zu Cannabis einfacher denn je – „so unkompliziert wie beim Pizzaservice“, sagt Dr. Can Ansay, Gründer einer der führenden Plattformen.

Der börsennotierte Hersteller Cantourage verzeichnete im ersten Quartal 2025 einen Rekordumsatz von 25,6 Mio. Euro – über viermal so viel wie im Vorjahreszeitraum. CEO Philip Schetter sieht darin eine Bestätigung des skalierbaren Geschäftsmodells und kündigt eine Erweiterung der Produktionskapazitäten an.

Stärkung der Patientenversorgung

Neben wirtschaftlichen Impulsen profitieren auch Schmerzpatienten von der Gesetzesreform. Durch den Wegfall des Betäubungsmittelstatus ist die Verschreibung erleichtert. Schmerzexperte Prof. Joachim Nadstawek betont: „Das eröffnet neue therapeutische Perspektiven – gerade bei chronischen Schmerzen.“ Voraussetzung sei jedoch ein umfassendes Behandlungskonzept und mehr Forschung.

Auch der Großhändler Cannamedical verweist auf gesundheitliche Vorteile: „Viele Patienten, die früher auf dem Schwarzmarkt kauften, erhalten heute sichere, standardisierte Medikamente“, erklärt Geschäftsführer David Henn.

Milliardenschwere volkswirtschaftliche Potenziale

Laut dem Branchenportal Absolem420.de generierte der Import von 72 Tonnen Cannabisblüten allein 2024 rund 114 Mio. Euro an Mehrwertsteuer. Schätzungen zufolge könnte der Staat durch Steuern und Abgaben jährlich bis zu drei Milliarden Euro einnehmen.

Modellregionen als wirtschaftliche Chance

Mit Spannung blickt die Branche auf die geplanten Cannabismodellregionen. Städte wie Frankfurt am Main, Hannover, Leipzig und Berliner Bezirke wollen in kontrollierten Projekten die kommerzielle Abgabe erproben. Unternehmen wie Sanity Group, Cansativa und Demacan sollen dabei zentrale Rollen übernehmen – und hoffen auf neue Vertriebskanäle und direkte Marktzugänge.

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung
Bild: Elsa Olofsson/ unsplash