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Tilray: Studien über Cannabinoide in der Schmerz- und Palliativmedizin

Tilray, ein Unternehmen für die Erforschung, Herstellung und dem Vertrieb von Medizinalcannabis, sieht in einem ganzheitlichen Ansatz von Cannabis in der Schmerz- und Palliativmedizin ein großes Potential. Dabei sei zu beachten, dass neue, ganzheitliche Ansätze unerfahrenen Ärzten näher gebracht und die Lebensqualität von Patienten gesteigert und erhalten werden.

Nach Tilray ist die wissenschaftliche Beweislage in Bezug auf die therapeutische Wirkung von Cannabinoiden in der Schmerz- und Palliativmedizin immer noch umstritten. Dabei sei die Urteilung über unzureichende Evidenz nicht zielführend. Einen Ausblick zu erweiterten evidenzbasierten Ansätzen und den besonderen Bedingungen bei der Durchführung von Studien mit hohem Evidenzniveau, gaben Referentin Angelika Hilker, Fachärztin für Anästhesiologie und Fachärztin für Allgemeinmedizin, sowie Prof. Dr. Roman Rolke, Direktor der Klinik für Palliativmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen, auf dem diesjährigen Deutschen Schmerz- und Palliativtag.

Randomisierte kontrollierte Studien nicht ausreichend

Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) gelten in der evidenzbasierten Medizin seit langem als der Goldstandard der Beweisführung. Für Angelika Hilker allerdings sind diese Studien nicht ausreichend. Sie appellierte in ihrem Vortrag bei dem diesjährigen Schmerz- und Palliativtag, der unter dem Motto „Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret“ veranstaltet wurde, dafür, die Evidenzlage in Bezug auf cannabisbasierte Arzneimittel (CAMs) mit ganzheitlichem therapeutischem Fokus zu betrachten. Das Hauptproblem bestehe vor allem darin, dass sich die Studien in Populationsgröße, Charakteristika (z. B. chronische vs. neuropathische Schmerzen), verabreichten CAMs (pflanzlich vs. synthetisch), Dosierung, THC- und CBD-Verhältnis, Darreichungsform, Behandlungsdauer und primären Endpunkten stark unterscheiden. Für die Bewertung ganzheitlicher Interventionen sei es allerdings wichtig, künftig nicht nur einzelne Parameter wie die Schmerzreduktion alleine, sondern auch schmerzassoziierte Symptome wie Depressionen, Stress, Schlafstörungen, Angstzustände und die generelle Lebensqualität zu betrachten.

Ein zirkuläres Modell würde, im Gegensatz zur Evidenzhierarchie, eine Vielzahl von Methoden mit unterschiedlichen Designs beinhalten, die ihre individuellen Stärken und Schwächen ausgleichen, um einen umfangreichen Erkenntnisgewinn zu erlangen und klinische Innovationen voranzutreiben.

Einsatz von cannabisbasierten Medikamenten vielversprechend

Prof. Dr. Roman Rolke sieht seit Inkrafttreten des „Cannabis als Medizin“-Gesetzes im Jahr 2017 eine positive Entwicklung. Demnach stehen den Behandlern in Deutschland Cannabisblüten und cannabisbasierte Arzneimittel wie Vollspektrumextrakte als zusätzlicher Baustein in der multimodalen Schmerztherapie zur Verfügung. Als „etablierte“ Indikationen für cannabisbasierte Medikamente werden chronische – insbesondere neuropathische – Schmerzen, Spastik bei multipler Sklerose und schmerzhafte Spastik sowie Anorexie/Wasting und Übelkeit/Erbrechen aufgeführt. Und dieser Einsatz sei erfolgsversprechend: In nahezu 75 % aller Fälle konnte die Symptomatik – und in 70 % sogar die Lebensqualität – der Probanden verbessert werden, so Rolke. Allerdings liege bislang keine qualitativ hochwertige Evidenz für die Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden in der Palliativversorgung vor.

Auch Rolke appelliert dafür, Erkenntnisgewinne und langjährige Praxiserfahrungen zugänglich zu machen. Denn weitere Studien mit höheren Patientenzahlen, die auch die „Quality of Life“ (Lebensqualität) mit einbeziehen, seien notwendig, um die Evidenzbasis zu erweitern. Skalen zur Schmerzintensität beispielsweise eignen sich nur begrenzt dafür, die positiven Effekte von CAMs zu erfassen. Außerdem erzielen Cannabinoide bei mehreren Symptomen gleichzeitig positive Effekte. Damit auch in Zukunft palliativmedizinisch mehr Patienten von den vielversprechenden Behandlungsoptionen mit medizinischem Cannabis profitieren können, müsse die Evidenzbasis erweitert werden.

Quelle & Bild: Tilray