Ärzte, Apotheker und medizinisches Fachpersonal kamen kürzlich zum zweiten „Circle of Experts“ zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen, Anwendungsfelder und Herausforderungen der Cannabinoidtherapie auszutauschen. Die hybride Veranstaltung ermöglichte sowohl die persönliche Teilnahme vor Ort als auch eine aktive Einbindung des digitalen Publikums.
Die Veranstaltung umfasste ein interdisziplinäres Programm mit Vorträgen zu medizinischen, rechtlichen und ethischen Fragestellungen im Umgang mit Medizinalcannabis. Neben Experten aus der Schmerztherapie, Neurologie und Palliativmedizin beteiligten sich auch Vertreter aus Wissenschaft und Pharmazie an der Diskussion. Dr. med. Dipl.-Chem. Konrad Cimander eröffnete die Veranstaltung mit einem Plädoyer für eine faktenbasierte Diskussion: „Cannabis ist auf dem Weg zur rationalen Medizin – wir brauchen eine sachliche und wissenschaftlich fundierte Debatte statt ideologischer Grundsatzdiskussionen.“
Experten informieren über ihre Erfahrungen
In weiteren Beiträgen wurden spezifische Anwendungsbereiche thematisiert, darunter Fibromyalgie (Dr. Matthias Giesel) und postherpetische Neuralgie (Dr. Daniel Huse). Auch Herausforderungen bei der Verordnungspraxis, insbesondere bei pädiatrischen Patienten, wurden von Prof. Dr. Sven Gottschling anhand konkreter Fallbeispiele dargestellt, „Selbst bei Kindern mit lebensbedrohlichen Erkrankungen bleibt die Genehmigungspraxis schwierig – obwohl Therapieerfolge dokumentiert sind.“
Einblick in die pharmazeutische Praxis gab Apothekerin Dr. Christiane Neubaur, die die Bedeutung mikrobiologischer Qualitätsstandards für die Therapiesicherheit hervorhob. Auch Erfahrungswerte aus der Versorgungspraxis flossen in die Veranstaltung ein: „Vor allem Praxisbeispiele von Ärzten, die diese Therapie schon mehrere Jahre erfolgreich bei Patienten durchführen, tragen dazu bei, dass auch der eine oder andere Kritiker seine Einstellung überdenkt“, so Apotheker Felix Hagelüken.
Ein weiterer Programmpunkt war die Vorstellung der „Physicians Experience Platform“ durch André Ihlenfeld, mit der ärztliche Erfahrungswerte zu Medizinalcannabis strukturiert dokumentiert und zugänglich gemacht werden sollen. „Ein Anliegen war es mir, die Hemmschwelle zu senken für verschreibende Ärztinnen und Ärzte, um Cannabis auch einzusetzen“, so Ihlenfeld.
Aufklärungsbedarf bei Cannabinoidtherapie
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung fand eine Werksführung durch eine Produktionsstätte für Medizinalcannabis statt. Etwa 20 Teilnehmende erhielten dort Einblicke in Herstellungsprozesse und Qualitätssicherung.
Insgesamt unterstrichen die Beiträge den wachsenden Bedarf an fachlicher Auseinandersetzung mit der Cannabinoid-Therapie. „Wir haben heute mal wieder gesehen, dass es nach wie vor viel Aufklärungs- und Diskussionsbedarf gibt, dass es viele verschiedene Erfahrungen, Meinungen und Sichtweisen gibt und wir gemeinsam auf dem Weg sind, die Cannabistherapie in Deutschland weiter zu etablieren“, fasste Tino Haack (medizinischer Leiter der Veranstaltung) zusammen.
Quelle: Four 20 Pharma
Bild: Jeff W/ unsplash